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Hahnbacher feiern schönes Fest im Kirchenhof in der alten Heimat

Ein Bericht von Georg Lederer

Am 9. August 2014 war es endlich soweit, das von vielen sehnlichst gewünschte Fest in der alten Heimat, konnte stattfinden.

Die Vorbereitung für das Fest starteten wir bereits vor einem Jahr. Es war nicht ganz so einfach aus dem fernen Deutschland ein Fest für über 200 Personen in unserem Heimatdorf zu organisieren. Es musste ein zuverlässiger Party Service gesucht werden, Tische und Bestuhlung organisiert werden, Toiletten und Waschgelegenheit, Pfarrer, Organist, Orgel, Musikgruppe, Beschallungsanlage, Stromleitungen und Beleuchtung. Dazu noch die vielen Unwägbarkeiten die wir noch immer im Zusammenhang mit Rumänien im Kopf haben. Hanklich und Nussstriezel wollten wir backen, eine Wanderung organisieren, eine Busfahrt aufs Bälea Gebirge. Nach dem Motto: „Es gibt viel zu tun, packen wir es an“, mit viel Mut, Engagement und Glück, aber auch mit den richtigen Partnern und vor allem mit den vielen Helfern vor Ort, ist es uns gelungen ein schönes Fest zu organisieren. An dieser Stelle sei insbesondere Herr Kaun Reinhard genannt, der durch seinen großen Einsatz das Fest überhaupt ermöglicht hat.

Bereits am Donnerstagmorgen traf man sich im Kirchenhof. Es war erfreulich zu sehen wie viele Helferinnen und Helfer gekommen waren um zu helfen. So wurde der Kirchenhof auf Vordermann gebracht, die Kirche sauber gemacht und dabei schwebten unser Gedanken immer in Erinnerungen, an unsere Kindheit und die gemeinsam verbrachte Zeit hier in diesem Anwesen. Am späten Nachmittag grillten wir gemeinsam Mici im Kirchenhof und erholten uns von der Arbeit, bei sehr warmen Temperaturen. Bereits am frühen Morgen wurde bei der Familie Pipernea Todärel die Hanklich für unser Fest gebacken. Der Nussstriezel wurde bei einem Bäcker in Hahnbach bestellt. Am Freitagnachmittag fanden dann die „Feinarbeiten“ statt. Zu den besagten „Unwägbarkeiten“ mit den man in Rumänien tatsächlich immer noch rechnen muss, gehörte dann, dass die defekten Fenster der Kirche dann wirklich erst am Freitagabend nach 19.00 Uhr in der Kirche montiert wurden und unsere fleißigen Helferinnen dann zum sechsten Mal den Staub von den Bänken der Kirche wischen mussten. Dass die Beleuchtung dann erst Freitagnacht um 1 Uhr funktionierte und die mobilen Toilettenhäuschen während unseres Gottesdienstes am Samstagmorgen geliefert wurden, sei hier nur am Rande erwähnt.

Samstagmorgen um 10 Uhr, bei herrlichem Wetter, wurden die über 200 Gäste mit einem Stück Hanklich oder Nussstriezel und einem Schnaps oder einem Glas Mineralwasser, herzlich von den Organisatoren und den fleißigen Helfern beim Eingang zum Kirchenhof, begrüßt.

Kurz vor 11 Uhr, richteten sich die Blicke der Gäste unweigerlich Richtung Kirchenturm. Tatsächlich, die jahrelang verstummten Kirchenglocken läuteten wieder. Michael Gabel hat durch seinen großen Einsatz dafür gesorgt, dass diese Glocken, die uns seit unserer Geburt bis zur Auswanderung, bei vielen freudigen aber auch traurigen Anlässe begleitet haben, wieder ihren Klang gefunden haben.

Seit 2008 hatte es keinen evangelischen Gottesdienst mehr in Hahnbach gegeben. Es war eine Freude unsere alte Kirche wieder strahlen zu sehen. Der Altar war wieder aufgestellt, mit Blumen geschmückt, die Kerzen brannten, das Taufbecken vorne auch mit Blumen dekoriert. Lediglich das fehlende Lesepult und die nicht vorhandene Orgel deuteten darauf hin, dass die Kirche in den letzten 24 Jahren massiven Veränderungen unterzogen war. An der elektrischen Orgel saß Michael Schneider, der Organist vom Carl Wolff-Altenheim. Bei mir, aber sicher auch bei vielen anderen Besuchern, ging beim Anblick von Herr Schneider, wie er in seiner durch sein hohes Alter gebeugte Haltung, die Orgel bravourös bediente, der Gedanke durch den Kopf, ob er nicht als Sinnbild für die Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen steht. Einst ein stolzes Volk, hat durch die Auswanderung dazu beigetragen, dass nur noch die Mutigen und Alten, unsere Geschichte und unsere Spuren in Siebenbürgen Aufrecht hält - ein Gedanke der mich während des gesamten Gottesdienstes und darüber hinaus beschäftigen sollte.

In den Gesichtern der Besucher sah man förmlich die Freude darüber, nochmal in unserer schönen, alten Kirche zu sitzen und an einem Gottesdienst teilzunehmen, ganz wie früher.

Pfarrer Klaus Untch, der für Hahnbach zuständig ist, konnte erstmalig die ehemaligen Bewohner dieses Dorfes kennenlernen und begrüßte alle herzlich zum Gottesdienst.

Das Predigtwort stammte aus dem 2. Buch Mose. Pfarrer Untch stellte eine Analogie zwischen der Vernetzung in der modernen Welt und dem Verhältnis eines Jeden zu Jesus Christus her. Er wies darauf hin, dass für die „Aktivierung“ der Beziehung mit Jesus Christus kein Smartphone, kein Vertrag und keine Flatrate nötig sind, sondern nur ein offenes Herz. Gemeinsam wurde im Anschluss an den Gottesdienst das heilige Abendmahl eingenommen.

Nach dem Gottesdienst konnte man am Kirchenausgang schon die Musik der Lustigen Adjuvanten, der Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen aus Traun in Österreich, ertönen hören.

Um 13 Uhr waren alle zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Georg Lederer, Mitorganisator des Festes drückte in seiner Ansprache, mit dem Satz „Wenn Freunde auseinander gehen, sagen sie Auf Wiedersehen“ seine Freude darüber aus, einen großen Traum erfüllt zu haben, alle seine Nachbarn und Freunde noch einmal im Heimatdorf zu treffen. Nicolae Avram, der Bürgermeister von Großscheuern und Hahnbach, begrüßte auch alle Gäste und gab seine Pläne bekannt, sich in Zukunft zusammen mit den HOG-Mitgliedern, mehr für die Instandhaltung des Gebäudes der evangelischen Kirche zu engagieren. Letztlich wünsche er sich, die ehemaligen Mitbewohner öfters „zu Hause“ begrüßen zu dürfen.

Im Schatten der alten Kirche und der aufgestellten Zelte, unter strenger Beobachtung der „Storchenfamilie“ vom Dach des Schulgebäudes, ging das Programm weiter. Um 15.00 Uhr gingen wir gemeinsam zum Friedhof hinauf, wo Herr Pfarrer Untch eine sehr rührende Andacht hielt. Spätestens als die Bläser unserer Freunde aus Traun das Lied „Ich hatte einen Kameraden“ spielten, war für viele der Gäste der emotionalste Höhepunkt des Festes erreicht. Unsere Gedanken kreisten bei unseren Lieben die wir hier zurück lassen mussten, aber auch bei den vielen Verwandten die den Weg aus dem Krieg nicht mehr in unser Dorf zurück fanden und irgendwo auf dieser Erde ihre Ruhe gefunden haben.

Unten im Kirchenhof angekommen, wurde Kaffee und leckerer Kuchen serviert und auf die Klänge der wunderbar spielenden Blaskapelle getanzt. Später bildeten wir einen Halbkreis in der Mitte des Kirchenhofes und eng umschlungen stimmten wir vier Lieder an, so wie wir es früher zu vielen Anlässen auch gemacht hatten. Bei dem einen oder anderen kullerten dabei die Tränen über die Wange, zu stark waren die Erinnerungen an unsere Jugendzeit und die zusammen verbrachte Zeit.

Herr Pfarrer Untch verabschiedete sich von uns, er war froh die ehemaligen Bewohner von Hahnbach kennengelernt zu haben. Er hatte sich in unseren Reihen sehr wohl gefühlt und würde sich sehr freuen, wenn dieses Fest die nächsten Jahre mal wiederholt werden könnte. Um kurz vor 18 Uhr mussten auch unsere Freunde aus Traun die Heimreise antreten, da sie noch einen weiteren Termin an diesem Abend hatten.

Zum Abendessen gab es Gegrilltes und bei guter Musik von dem professionellen DJ wurde bis in den späte Nacht getanzt. Nach Mitternacht gab es noch Schmalzbrote mit Zwiebeln und um 2 Uhr wurde die Veranstaltung beendet.

Es war ein sehr schönes, gelungenes Fest in Hahnbach. Allen die dazu beigetragen haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt! Dieses Fest hat deutlich gemacht, dass wir nicht aufhören dürfen, für den Erhalt unserer Kultur und unserer Gemeinschaft zu kämpfen. Es war wichtig zu sehen, dass das gespendete Geld seinen Zweck erfüllt hat und dass es sich lohnt, gemeinsam etwas zu bewegen. Dieses Fest kann aber auch Brücken bauen und verschiedene Mentalitäten, Sprachen und Generationen verbinden. So hoffen wir dass Herr Nicolae Avram, der Bürgermeister von Großscheuern und Hahnbach seinen Worten auch Taten folgen lässt und sich für die Erhaltung des Kirchlichen Anwesens in Hahnbach einsetzt.


 

 
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